Die „virtuelle“ Frühjahrsversammlung des Großmagisteriums

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Die „virtuelle“ Frühjahrsversammlung des Großmagisteriums

Die Frühjahrsversammlung des Großmagisteriums – die erste unter dem Vorsitz des neuen Großmeisters, Kardinal Fernando Filoni – war in der traditionellen Form und Tagesordnung für den 21.-22. April vorgesehen. Wie üblich sollten die beiden Arbeitstage mit einer Messe im Palazzo Della Rovere beginnen. Die Versammlungen sollten am Sitz des Päpstlichen Rates für die Kultur mit einer Simultanübersetzung auf Italienisch, Englisch und Französisch stattfinden. Am Rande der Versammlungen und während der Arbeitsessen sollten die Mitglieder des Großmagisteriums Gelegenheit haben, ihre Meinungen und informelle Einschätzungen auszutauschen. Die mit der Pandemie des Coronavirus verbundenen Umstände zwangen uns, all das zu ändern.

Da keine persönliche Begegnung möglich war, gab es ein virtuelles Treffen. Man war der Ansicht, dass es gut sei, die traditionelle Tagesordnung beizubehalten, und jeder Redner wurde gebeten, vor dem 21. April den Text zu schicken, der sein Beitrag in Rom gewesen wäre. In den folgenden Tagen wurde Raum für Kommentare und Bemerkungen gelassen. Die Versammlung fand also entsprechend der Verfügungen aus der Ferne statt, doch dies hat auch unweigerlich bestimmte Vorteile gebracht.

Zunächst einmal liegen uns nun die verschiedenen Beiträge, deren Protokoll zuvor vom Sekretariat erstellt und die manchmal improvisiert vorgetragen wurden, in einer präzise und überlegt formulierten Originalfassung vor und stellen so eine nützliche und leicht zu verbreitende Dokumentation dar. Zudem hat die virtuelle Versammlung die Reise-, Unterkunfts- und Verpflegungskosten der Teilnehmer sowie die Kosten für die Übersetzung und die Saalmiete deutlich verringert. Ein Umstand, der in einer Zeit wirtschaftlicher Beschränkungen nicht unbedeutend ist, in der man das Bedürfnis hat, alle nur möglichen Gelder ins Heilige Land zu schicken.

Gewiss fehlte die Warmherzigkeit eines direkten Treffens, das im Licht der Anwesenheit des neuen Großmeisters umso mehr erwünscht war, der zum ersten Mal an der Versammlung teilnahm und auch selbst den Wunsch hatte, die Mitbrüder kennenzulernen, denen die strategische Leitung des Ordens anvertraut ist, den Dialog mit ihnen zu vertiefen, auf ihre Bemerkungen zu hören und ihnen die Ermutigung seiner eigenen Überlegungen anzubieten.

Die nächste Versammlung des Großmagisteriums, die nach aller Wunsch im kommenden Herbst stattfinden soll, ermöglicht sicher, diesen Aspekt wiederzufinden. Der Großmeister hat sogar die Absicht, sie auf drei Begegnungstage auszudehnen mit dem Ziel, diese direkte Vertiefung zu ermöglichen, die heute nicht verwirklicht werden konnte.

Wenn wir die Texte der verschiedenen virtuellen Beiträge lesen, sehen wir, dass von Anfang an schon bei den Begrüßungsworten des Großmeisters genau dieser Wunsch zum Ausdruck kam, im Herbst eine konstruktive Versammlung zu halten, welcher der Versand von Textvorschlägen der Mitglieder vorausgehen könnte in der Überzeugung, dass dem Großmagisteriums eine einschneidendere Rolle bei der Bestimmung der zukünftigen Strategien des Ordens zukommt.

Meine Mitteilungen als Generalgouverneur fassten die verschiedenen Phasen zusammen, die die Aktivität des Ordens in den sechs vergangenen Monaten charakterisiert haben. Sie hoben die Vitalität und die korrekt erfolgte Verwaltung in einem Moment hervor, in dem das normative System in den neuen Statuten noch einmal überprüft wird und in dem die Umstrukturierung des Palazzo Della Rovere beginnt.

Zu den Themen in den zuvor eingesandten Berichten gehören in einschneidender Weise die Worte des Apostolischen Administrators, Msgr. Pierbattista Pizzaballa, der eine präzise Analyse der Situation im Heiligen Land zeichnet, dabei sowohl die aktuelle Gesundheitskrise beleuchtet als auch die politischen Probleme hervorhebt (insbesondere mit einer strengen Verurteilung des amerikanischen Friedensplans) und schließlich die Maßnahmen veranschaulicht, die ergriffen wurden, um die Schulden des Patriarchates zu verringern.

Bezüglich der Verwaltung und der Leitung der Schulen verfasste der Verwaltungsdirektor des Patriarchates, Sami el-Yousef einen langen, gut dokumentierten Bericht. Dieser machte deutlich, dass das Patriarchat in der Lage ist – trotz der aktuellen Umstände und auch dank des Beitrags des Ordens – weiterhin die Gehälter seiner 1.850 Angestellten und der über 100 Ordensleute zu bezahlen, die vielen christlichen Familien zu unterstützen, die wegen der Pandemie ihre Arbeit verloren haben, und die Schwierigkeiten in den Schulen anzugehen, die infolge des telematischen Fernunterrichts aufgetreten sind.

Der Assessor Msgr. Tommaso Caputo konzentrierte sich auf den Überarbeitungsprozess der Statuten, die er seit seinem Amtsantritt mit neuem Schwung und in enger Zusammenarbeit mit dem Kardinal-Großmeister verfolgt, und die nur noch von den Beschränkungen abhängen, die durch das Coronavirus auferlegt werden und die die Durchführung der abschließenden Versammlungen verhindert haben, die im Staatssekretariat vorgesehen waren.

Die immer bedeutendere Rolle der Koordinierung und des Impuls-Gebens durch die vier Vize-Gouverneure trat in ihren jeweiligen Beiträgen sehr deutlich zutage.

Der Vize-Gouverneur für Asien und den Pazifik, Paul Bartley bedauerte die unvermeidliche Abmeldung des im Januar erwarteten Besuchs von Kardinal O’Brien, weil er damals bereits aus seinem Amt ausgeschieden war, und rief im Übrigen die Vitalität des Ordens in seiner geographischen Region in Erinnerung, wie insbesondere in Malaysia, in den Philippinen und in Neuseeland.

Thomas Pogge, der Vize- Generalgouverneur für Nordamerika betonte die Bemühungen, die in dieser Region im Gange sind, um die Botschaft des Ordens besser zu verbreiten und die Wallfahrten ins Heilige Land zu fördern. Das Treffen dieser Zone, das im Juni in Los Angeles geplant war, kann nicht stattfinden und wird durch eine Video-Konferenz ersetzt, welche die ganze Effizienz und die Spontaneität bewahren muss, die die Versammlungen dieser Statthaltereien seit jeher charakterisieren.

Die Probleme der europäischen Statthaltereien wurden vom Vize-Generalgouverneur Jean-Pierre de Glutz Ruchti veranschaulicht, der bei Bedarf eine wesentliche Stellvertreter- Rolle ausfüllte, indem er mich bei der Leitung von Treffen und Investituren vertrat, wenn ich nicht anwesend sein konnte. Zudem hatte er in bestimmten Ländern wie Irland und Polen den bedeutenden Auftrag, die Unterstützung und die Nähe des Großmagisteriums zu übermitteln.

Schließlich verfasste der neue Vize-Generalgouverneur Enric Mas einen interessanten Beitrag. Ihm war der Auftrag anvertraut worden, den Orden in Lateinamerika neu zu beleben: Seine Aufträge in Mexiko, in Brasilien, in Argentinien und in anderen Staaten Zentralamerikas, seine Kontakte mit anderen dynamischen Statthaltereien wie Kolumbien und seine geplanter Ausdehnung auf dem lateinamerikanischen Kontinent – in vollkommener Übereinstimmung mit dem Staatssekretariat des Vatikans – stellen einen bedeutenden innovativen Aspekt der vergangenen Monate dar.

Die Vorstellung der Bilanz des Ordens, die dem Schatzmeister Saverio Petrillo übertragen war, brachte eine gesunde und ausgeglichene Verwaltung und eine zunehmende Nutzung der Gelder im Heiligen Land zutage. Die Bilanz schließt in der Tat mit einem Verwaltungsüberschuss von 6.853,60 €: Dieses positive Ergebnis wurde dank der Spenden der Statthaltereien in Höhe von 14.743.685,77 €, mit einer Zunahme von 1.461.190,67 € im Vergleich zum vorigen Geschäftsjahr erreicht. Auf diese Weise war es möglich, Beiträge in Höhe von 14.106.087,34 € ins Heilige Land zu schicken, mit einer Zunahme von 1.805.125,76 € im Vergleich zum vorigen Geschäftsjahr.

In seinem Bericht als Vorsitzender der Wirtschafts- und Finanzkommission stellte Saverio Petrillo zusammenfassend die periodisch aktive Verwaltung der Gelder des Ordens sowie die Kriterien für ihre Investition dar.

Als Kanzler legte Botschafter Bastianelli statistische Angaben über die Zugehörigkeit zum Orden vor, die im Wesentlichen eine Zahl von etwa 30.000 Mitgliedern bestätigt. Anschließend hob er das verdienstvolle Wirken bestimmter Statthaltereien hervor, die die Teilnahme junger Menschen an den Aktivitäten des Ordens in verschiedenen Formen fördern. Dieses Thema liegt auch dem Großmeister sehr am Herzen.

In seinem zweiten Bericht stellte Botschafter Bastianelli als Vorsitzender der Kommission für die Überarbeitung der Protokoll-Normen dann die laufenden Neuerungen vor, die auf die Initiative von Kardinal Filoni in der Liturgie der Investiturfeiern eingeführt wurden und einer geistlichen Sensibilität besser zu entsprechen scheinen, die dem Papst wichtig ist.

Die kollegiale Arbeit des Großmagisteriums trat auch in den anderen Berichten der Kommissionen zutage, die der Großmeister eingerichtet hat, um die Arbeit des Generalgouverneurs zu unterstützen.

Die besondere Bedeutung der Aktivität der juristischen Kommission wurde im Bericht ihres Vorsitzenden, des Rechtsanwaltes Flavio Rondinini deutlich, der sich insbesondere um die vergleichende Studie der verschiedenen Statuten der Statthaltereien dreht, sowie um die heikle Problematik der Disziplinarmaßnahmen und der Steuervorteile.

Ein bedeutender Beitrag kam auch von der Geistlichen Kommission, die vom Zeremoniar Msgr. Fortunato Frezza geleitet wird. Er antwortete auf die Überlegungen, die der Großmeister angeregt hat und die die Ausbildung der Kandidaten, die Rationalisierung der liturgischen Ämter, die Aufwertung des geistlichen Engagements – auch über eine stärkere Beteiligung am Leben der Pfarreien und eine Teilnahme an Pilgerreisen – sowie die Rolle der Geistlichen bei ihrer Aufgabe als Seelsorger betreffen.

Ein mehr technischer Bericht wurde von der Internationalen Kommission für den Palazzo Della Rovere vorgestellt, die vom Vize- Generalgouverneur Jean-Pierre de Glutz Ruchti geleitet wird und die heikle Aufgabe hat, den Großmeister bei allen Initiativen zur Rückgewinnung, zur Freigabe, zur Sanierung, zur Absicherung, zur Konsolidierung und zur Instandsetzung der Räume des Palazzo zu beraten, die eine Hotelstruktur werden sollen, sowie bei der Wahl des zukünftigen Verantwortlichen.

Ein sehr detaillierter Bericht kam vom Vorsitzenden der Heilig-Land-Kommission, Prof. Bartholomew McGettrick. Er beleuchtete, was getan wurde, um die Arbeiten an den Projekten des Patriarchates, die Funktionsweise der Schulen und Seminare, die Ergebnisse der Aktivitäten der Pfarreien und die Effizienz der humanitären Hilfe zu verfolgen.

Und schließlich sandte auch Generalstatthalter Professor Agostino Borromeo zwei Berichte: Den einen als Vorsitzender der Kommission für die Dritte Internationale Wallfahrt des Ordens nach Lourdes, die im Juni 2021 vorgesehen ist, in dem die von ihm verwirklichten Vorbereitungen detailliert dargestellt sind. Den zweiten als Vorsitzender der Kommission für die Consulta 2018, der über die Arbeit an der Verfassung eines Schlussdokumentes informiert, das ebenfalls auf die Billigung der neuen Statuten wartet.

Diese Berichte, die dem Großmagisterium vorgestellt wurden, schlossen mit dem Beitrag der Verantwortlichen der beiden Büros, die in enger Koordinierung an der Information über den Orden sowie an der Verbreitung seines Images und an der Kollekte von Geldern arbeiten: der Kommunikationsdienst und das Büro für auswärtige Beziehungen.

François Vayne, der Verantwortliche des erstgenannten Büros, stellte die verschiedenen neu eingeführten Kommunikationsinitiativen dar, insbesondere die neue Rubrik „Die Großmeister-Ecke“ auf der Website des Ordens, die erstellten Videos, das Projekt eines Werbe-Dokumentarfilms über die Präsenz des Ordens im Heiligen Land, die Gespräche in den Fernsehsendern und in den Presse-Organen.

Die Verantwortliche für auswärtige Beziehungen, Marcella Scotto di Vettimo stellte die verschiedenen Aktivitäten vor, die 2019 im Palazzo Della Rovere durchgeführt wurden, um das Bild des Ordens zu verbreiten und die Kollekte von Geldern für seine karitativen Aktivitäten zu fördern.

Abschließend kann man sagen, dass die durch das Coronavirus entstandene Notsituation die Aktivität des Großmagisteriums nicht gestoppt hat. Sie hat das Engagement im Gegenteil verstärkt: Die Ergebnisse der virtuellen Versammlung, die in die verschiedenen Sprachen übersetzt werden, können den Statthaltereien Elemente der Reflexion und der Ermutigung für die Zukunft, sowie eine nützliche Referenz und einen Impuls für die Ritter, die Damen und die Geistlichen liefern, die dem Orden angehören und überall auf der Erde zugunsten der karitativen Werke im Heiligen Land und der Unterstützung der dort lebenden Christen wirken.


Leonardo Visconti di Modrone
Generalgouverneur


(Mai 2020)