Brief des Großmeisters zum Osterfest 2016

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Brief des Großmeisters zum Osterfest 2016

In fast atemberaubenden Worten beschreibt der heilige Gregor das Ereignis des vierten Jahrhunderts, dessen Zeuge er in seiner Stadt Nyssa ist:


Denn was die Augen sahen, war Licht, das in einer Feuerwolke Uns in Fackeln bei Nacht vorgetragen wurde.
Aber das die ganze Nacht hindurch unser Gehör umtönende Wort, das in Psalmen, Hymnen und geistigen Gesängen
wie ein Freudenstrom durch das Gehör in die Seele eindrang, erfüllte uns mit einer heiligen Hoffnung.


Dieser gute Bischof beschrieb seine Erfahrung, die er vor vielen Jahrhunderten in der Osternacht gemacht hatte, und die der gleicht, an der viele von Ihnen in den nächsten Tagen teilnehmen werden. Die Kirche betont, dass diese nächtliche Wache „das höchste und edelste Hochfest ist“. Und obgleich wir vielleicht nicht alle die Erfahrung der Gnade eines „Freudenstroms“ machen werden, der „durch das Gehör in unsere Seele eindringt“, bete ich, dass das Hochfest Osters „uns mit einer heiligen Hoffnung erfüllt“. Denn das Exultet der Osternacht verkündet:


Dies ist die selige Nacht, in der Christus die Ketten des Todes zerbrach und aus der Tiefe als Sieger emporstieg…
Der Glanz dieser heiligen Nacht nimmt den Frevel hinweg,
reinigt von Schuld, gibt den Sündern die Unschuld, den Trauernden Freude.
Weit vertreibt sie den Hass,
sie einigt die Herzen und beugt die Gewalten.


Ritter und Damen vom Heiligen Grab zu Jerusalem, begreifen wir den typisch christlichen Geist der Hoffnung? Können wir ihn begreifen? Ist unser Glaube lebendig genug, um unsere Herzen mit Dankbarkeit für dieses glorreiche Geheimnis der Auferstehung Christi zu erfüllen? Als Mitglieder dieses Ordens haben wir einen besonderen Anspruch auf dieses Geheimnis! Trotz der Finsternis, der Grausamkeit und des Hasses, die das Leben und die Herzen im Heiligen Land zu erobern drohen, befindet sich mitten in all dem das Leere Grab – leer, weil Christus daraus erstanden ist, ewig und voller Leben. Was hat die Finsternis zu sagen, dir dort – oder in unseren Herzen – herrscht, da er die Botschaft der Hoffnung verkündet: „Habt Mut, ich habe die Welt besiegt.“

Den Mantel des Heiligen Grabes zu Jerusalem annehmen bedeutet, sich feierlich verpflichten, diese Botschaft der Hoffnung durch unseren Lebensstil als katholische Frauen und Männer und durch die Schritte zu verkünden, die wir ausführen, um Hoffnung ins Heilige Land zu tragen.

In der Fülle des außerordentlichen Jubiläums der Barmherzigkeit und auf dem Höhepunkt des liturgischen Kirchenjahres können die Ritter und Damen mit Gewinn die Intensität a) unseres persönlichen Glaubens und b) unseres Engagements in der Nachfolge der Ziele unseres Ordens zu prüfen.


a) Als Mitglieder des Ordens betrachtet die Gesellschaft uns als katholische Verantwortliche – und die Kirche erwartet von uns, dass wir dies durch unser persönliches Leben bezeugen:

- Wie intensiv ist unser sakramentales Leben als beachtliche Ehrfurcht vor der Messe und dem Allerheiligsten und wie häufig empfangen wir das Sakrament der Versöhnung?

- Wachsen wir persönlich in unserer Kenntnis der Lehren und der Disziplin Christi und in unserem voller Engagement für sie?

- Inwieweit sind wir in den Programmen unserer Gemeinde und Diözese aktiv, insbesondere bei der Erfüllung geistlicher und leiblicher Werke der Barmherzigkeit?


b) Wir sind auch andere Engagements eingegangen, insbesondere dem Heiligen Land gegenüber:

- Auf welche Art beteiligen wir uns daran, dort „die Ketten des Todes zu zerbrechen, den Hass zu vertreiben und die Herzen zu einigen“?

- Ist unsere Statthalterei auf dem Laufenden, was die Situation und die Kämpfe unserer christlichen Geschwister dort angeht, und was tun wir, um die Aufmerksamkeit unserer Mitglieder auf sie zu lenken?

- Wenn sich die Gelegenheit bietet, tragen wir dann unsere Mäntel und Abzeichen bei den Festen der Ortskirche (am Karfreitag, zum Beispiel) und machen wir die Informationen über den Orden und seine geistliche und materielle Unterstützung unserer christlichen Geschwister dort für unsere katholischen Glaubensbrüder zugänglich?

- Was tun wir, um die jüngeren Mitglieder anzuziehen und sie in die Aktivitäten unseres Ordens einzubinden?


Wie unser Generalgouverneur und andere Mitglieder unseres Zentralpersonals bin auch ich mir voll und ganz der authentischen Bemühung um die Heiligkeit bewusst, die die Mitglieder überall auf der Welt unternehmen. Patriarch Fouad Twal und wir sind beeindruckt und inspiriert vom Eifer, den viele von Ihnen an den Tag legen, um die Flamme des Glaubens im Heiligen Land zu erhalten.

Danke!


Bei der Einführung in das Heilige Jahr der Barmherzigkeit, konzentrierte sich Papst Franziskus auf Jesus und auf seine Mission gestern und heute:

Seine Zeichen, gerade gegenüber den Sündern, Armen, Ausgestoßenen, Kranken und Leidenden, sind ein Lehrstück der Barmherzigkeit. Alles in Ihm spricht von Barmherzigkeit. Nichts in Ihm ist ohne Mitleid.

Möge dies auch von unserem Orden vom Heiligen Grab und von jedem seiner Mitglieder gesagt werden!

Ich wünsche Ihnen eine gesegnete Osterzeit.


Edwin Kardinal O‘Brien


(15. März 2016)