Ein neues Buch über die Geschichte des Ordens

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Thomas Parma Das Buch ist in tschechischer Sprache bei der Vertriebsgesellschaft Kosmas erhältlich: https://www.kosmas.cz/knihy/283143/rytiri-damy-a-poutnici/ oder bei der Magistraldelegation für die Tschechische Republik (oessh.cze@gmail.com)

Sie haben gerade ein bedeutendes Buch über die Geschichte des Ordens auf Tschechisch veröffentlicht. Viele Mitglieder des Ordens werden es nicht lesen können, solange es nicht ins Englische übersetzt ist, was bereits geplant ist, wie Sie uns sagten. Worin besteht die spezifische Originalität Ihrer Arbeit?
Das Buch in tschechischer Sprache war eine Notwendigkeit, denn in unserem Land gab es keinen maßgeblichen Text über unseren Orden. Wir dachten also an ein kleines Buch mit Grundbegriffen, aber die Nachforschungen, die über zwei Jahre dauerten, und die Begeisterung für das Thema haben mich schließlich dazu gebracht, ein Buch von mehr als vierhundert Seiten zu schreiben. Ich würde mich sehr freuen, wenn wir eine Übersetzung ins Englische vorbereiten könnten, denn die Geschichte der Ritterschaft vom Heiligen Grab und unseres Ordens hat es verdient: Es ist eine faszinierende Geschichte, die unsere Identität als Ritter und Damen vom Heiligen Grab erzählt.

Können Sie uns berichten, was Sie über die Ursprünge des Ordens herausgefunden haben?
Unsere Sichtweise der Geschichte des Ordens ist viel schlichter als die der Historiker des 19. und 20. Jahrhunderts. Der Orden der Ritter vom Heiligen Grab wurde nicht zur Zeit der Kreuzzüge von Gottfried von Bouillon gegründet, sondern fast unmittelbar nach dem Untergang der Kreuzfahrerstaaten im Jahr 1291. Erst die Anwesenheit der Franziskaner machte es möglich, am Grab Christi zum Ritter geschlagen zu werden: Zunächst (ab 1335) verliehen die Ritter selbst diese Würde, dann übernahm dies der Kustos des Heiligen Landes. Dies ist ein besonders schöner Moment in der Geschichte: Als das europäische Rittertum in der Krise steckte und sich in Vergnügungen oder unnütze Auszeichnungen verwandelte, entwickelte sich im Heiligen Land eine bemerkenswerte Vorstellung vom Rittertum, die mit den christlichen Tugenden verbunden war und verlangte, dass man sich für die Bedürftigen engagiert und sie unterstützt. Dieses Rittertum wurzelte im zentralen Geheimnis des christlichen Glaubens, dem Tod und der Auferstehung des Erlösers. Im 19. Jahrhundert richteten die Päpste das Lateinische Patriarchat von Jerusalem wieder ein und schufen eine grundlegende Verbindung zwischen dem Patriarchat und der Ritterschaft vom Heiligen Grab, die dann ein echter Ritterorden wurde, eine Gemeinschaft von Menschen mit konkreten Zielen auf dem Gebiet der Solidarität und mit einer starken Spiritualität.

Bestätigen Sie die These von Professor Agostino Borromeo, Historiker und heutiger Generalstatthalter des Ordens, wonach die Gründung des Ordens vom Heiligen Grab nicht direkt mit den Kreuzzügen verbunden ist?
Die Hauptthese, dass der Orden nicht während der Kreuzzüge, sondern erst danach gegründet wurde, ist meiner Meinung nach ganz sicher und beruht auf den Forschungen früherer Historiker. Ich hatte die Freude, mit Professor Borromeo darüber zu diskutieren. Die ersten lateinischen Könige von Jerusalem gründeten das Kanoniker-Kapitel der Basilika vom Heiligen Grab bei der Kathedrale des Patriarchats, und organisierten es als ein reguläres Kapitel. Aus diesem Kapitel entstand der Orden der Kanoniker, der in Europa weiterlebte. Sein weiblicher Zweig existiert im Übrigen noch heute. Aber die Kanoniker waren keine Ritter, man darf sie nicht verwechseln, wie es im 20. Jahrhundert noch oft geschah. Wir können jedoch nicht sagen, dass der Orden keinerlei Verbindung zu den Kreuzzügen oder zur Person des Gottfried von Bouillon hat: Ohne das Phänomen der Kreuzzüge, ohne die Person dieses großen Kreuzritter-Königs, der einer der „Neun Guten Helden“ wurde, hätten wir nicht die hohe Vorstellung eines christlichen Rittertums, das die heiligen Stätten Jerusalems verteidigt und die Christen an diesen Orten unterstützt. Das war der Grundgedanke, auf den die Franziskaner die Ritterschaft vom Heiligen Grab aufpfropften. Gottfried und die Kreuzfahrer sind nicht unsere Gründer, sondern die Bezugspersonen, die tragenden Inspiratoren der Idee, die uns hervorgebracht und geformt hat.

Was haben Sie in den tschechischen Archiven über die Geschichte unseres Ordens gefunden?
Dies war für mich die größte Überraschung bei meiner gesamten Forschung: In unseren Archiven, aber auch in den Sammlungen des Lateinischen Patriarchats und der Kustodie, konnte ich über zweihundert Ritter vom Heiligen Grab tschechischer Herkunft identifizieren, angefangen bei den ältesten aus dem 15. Jahrhundert. Wir konnten auch die Geschichte der 1929 gegründeten tschechoslowakischen Statthalterei schreiben, aber sie verschwand während der Nazi-Besetzung und dann in den 40 Jahren des totalitären kommunistischen Regimes. Erst danach wurde das Leben des Ordens in der Tschechischen Republik als Erbe einer sehr dichten Vergangenheit langsam wieder aufgenommen.

Haben Sie weitere Pläne im Bereich der historischen Forschung über den Orden?
Mit meinem Buch hat die Arbeit für mich begonnen. Ich denke, es wäre sehr sinnvoll, die Internationale Historische Kommission des Ordens wiederzubeleben, die es Ende des 20. Jahrhunderts gab und die 1996 das berühmte Lateran-Symposium vorbereitet hat. Beim Schreiben dieses Buches wurde mir klar, was die Gespräche mit Professor Borromeo bestätigten, nämlich dass wir nicht genug über die Geschichte des Ordens im 20. Jahrhundert, über die Bildung der Statthaltereien, über ihr Leben und ihre schrittweise Entwicklung wissen – obwohl wir uns bewusst sind, dass sich das Leben des Ordens vor allem in den Statthaltereien verwirklicht. Es wäre eine interessante kollektive Arbeit, die Geschichte von diesem Standpunkt aus zu schreiben, weil dies die Möglichkeiten einer einzigen Person übersteigt. Dieses gemeinsame Werk könnte ein neues Bild unserer Geschichte geben, denn der Orden ist in erster Linie eine Bruderschaft, eine geistliche Familie von Brüdern und Schwestern, wie uns unser Großmeister in tiefer Kontinuität mit Papst Franziskus so eindringlich lehrt. Mein Traum wäre es, mich an dieser Arbeit, an dieser Gemeinschaft von Fachleuten im Dienst des Ordens zu beteiligen.

 

Das Gespräch führte François Vayne

 

(Juli 2021)