Ein Weg der Einheit in den skandinavischen Ländern

Gespräch mit Bo Theutenberg, Mitglied des Großmagisteriums

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Die Investitur in Stockholm 2017

Gespräch mit Bo Theutenberg, Mitglied des Großmagisteriums und ehemaliger Regent ad interim der Statthalterei in Schweden und Dänemark: Er spricht mit uns über eine neue Etappe für den Orden in diesen beiden Ländern, in denen die Katholiken eine aktive Minderheit darstellen. 


Welche Stellung bezieht der Orden vom Heiligen Grab in Schweden und in Dänemark, wo die katholische Kirche eine kleine Minderheit darstellt? Wie beteiligen sich die Ritter und Damen an ihrer christlichen Mission, innerhalb der skandinavischen Länder der Sauerteig zu sein?

In den nördlichen Ländern sind die Katholiken eine Minderheit. In Schweden sind bei einer Bevölkerung von etwa 10 Millionen Einwohnern nur 150.000 Katholiken zahlenmäßig erfasst. Seit der Reformation, genauer gesagt seit dem Jahr1527, in dem der König jede Beziehung mit der katholischen Kirche abbrach, sind diese Länder protestantisch. Allgemein kann man sagen, dass das Luthertum bis zum 20. Jahrhundert vorherrschte. Das Gesetz über die Religionsfreiheit wurde erst 1951 erlassen und die nationale schwedische Kirche existierte bis zum Jahr 2000. Dann wurde sie in denselben Rang gestellt wie alle anderen Religionsgemeinschaften, die in diesem Land aktiv sind.

In den skandinavischen Ländern gibt es nur zwei katholische Ritterorden – der Orden vom Heiligen Grab und der Malteser Orden – und sie rufen oft Misstrauen, Neugier oder gar Kritik hervor. Wir sind also berufen, bezüglich unserer Aktivitäten ausgesprochen offen zu sein, den Ursprung und den Zweck unseres Ordens zu erläutern und darüber zu informieren, sowie klar und deutlich zu erklären, was der Katholizismus ist und alle einladen – insbesondere die Presse – unsere Initiativen zu verfolgen.

Was den Beitrag der Katholiken anlangt, so habe ich in meiner Regentschaftszeit in der Statthalterei beschlossen, die Höhe des Eintrittsbeitrags für junge Menschen unter 35 Jahren zu senken, um ihre Anwesenheit zu fördern. Es gibt viele Weisen, das Interesse der Bevölkerung für das Heilige Land durch eine intensivere Kommunikation über unsere Aktivitäten zu fördern. Die Mitglieder des Ordens, die dem Klerus angehören, können auch durch ihr Zeugnis im Alltagsleben ihrer jeweiligen Diözesen dazu beitragen.


Der Orden vom Heiligen Grab ist in Schweden und in Dänemark über die nationalen Staatsgrenzen hinaus vereint. Wie ist diese eindrückliche Erfahrung von Kirche entstanden und welche Botschaft möchte sie dem ganzen Orden vermitteln?

In einer Region der Welt, wo die religiösen Fragen beiseitegeschoben werden, besteht eine der besten Weisen, unser Ziel zu erreichen darin, unsere Kräfte mit den Katholiken der Nachbarländer zu vereinen, wie dies in Schweden und in Dänemark durch das Dekret vom Oktober 2016 geschehen ist, das die Statthalterei für Schweden-Dänemark geschaffen hat. Wegen der geographischen Form Schwedens zum Beispiel ist es einfacher für die Katholiken, die im Süden des Landes wohnen, mit dem Bischof von Kopenhagen zusammenzukommen – dreißig Minuten im Zug – als nach Stockholm, der Hauptstadt Schwedens zu kommen, das eine Flugstunde entfernt ist.

In der neuen Statthalterei ist der Statthalter derzeit Schwede und der Großprior Däne. Die Basis der katholischen Zusammenarbeit dieser nördlichen Länder wird besonders durch die Existenz der Bischofskonferenz der skandinavischen Länder unterstützt. Als die Statthalterei für Schweden 2003 eingesetzt wurde, ging es darum, alle skandinavischen Länder zu vereinen – mit Ausnahme von Finnland, vor allem wegen der großen sprachlichen Unterschiede – und der Zusammenschluss von Schweden und Dänemark geht in diese Richtung.


(Mai 2017)

DIE INVESTITUR IN STOCKHOLM

Die Statthalterei für Schweden und Dänemark empfing den Großmeister Kardinal O’Brien, der sie vergangenen Winter in Stockholm besuchte, um die Investitur von sieben neuen Rittern, Damen und Mitgliedern des Klerus für den Orden vom Heiligen Grab zu feiern.

Der Besuch begann mit einem Termin im königlichen Palast am 10. Februar zu einer Begegnung mit der höchsten Autorität des schwedischen Staates für die königlichen Ritterorden. Dies war ein eindrückliches Zeichen der Freundschaft, des gegenseitigen Vertrauens und der gegenseitigen Anerkennung zwischen unserem katholischen Orden und dem – lutherischen – Königreich Schweden. Kardinal O’Brien wurde von der Ehrengarde empfangen und in den Saal der königlichen Ritterorden geführt, wo der Kanzler der königlichen Orden, Ingemar Eliasson eine Willkommensansprache hielt, auf die der Großmeister anschließend antwortete. Nach diesen Begrüßungsworten folgte das Mittagessen, bei dem Ingemar Eliasson das Verdienstkreuz mit dem goldenen Stern verliehen wurde zum Zeichen des Dankes und der Freundschaft zwischen dem Orden vom Heiligen Grab und dem Königreich Schweden. Später fand die Gebetsvigil zur Investitur des folgenden Tages statt.

Die Investiturfeier fand am 11. Februar in der Kathedrale St. Erich statt und war wie immer ein Moment tiefer Gemeinschaft und Geschwisterlichkeit. Der Eucharistiefeier folgte ein Abendessen zu Ehren des Großmeisters, bei dem Bo Theutenberg seinen Rücktritt vom Amt des Regenten ad interim der Statthalterei erklärte und Kardinal O’Brien dem neuen Statthalter Tommy Thulin und dem neuen Großprior der Statthalterei, Bischof Czeslaw Kozon von Kopenhagen das Ernennungsdekret überreichte, dem der schwedische Koadjutor-Großprior Stejpan Biletic zur Seite stehen wird. Im Herbst letzten Jahres wurden Schweden und Dänemark nämlich zu einer einzigen Statthalterei vereint und sind beide in der Organisation dieser Struktur im Umfeld des Ordens gut vertreten.