Ein Jubiläum, das man nicht vergessen sollte: Nulla celebrior

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Nulla Celebrior Mit dem Apostolischen Schreiben Nulla Celebrior richtete Pius IX. vor 175 Jahren das Lateinische Patriarchat von Jerusalem und dem Heiligen Land wieder ein.

„Für die Christen gibt es keine berühmtere Stadt, keine bekanntere Region als die Stadt Jerusalem und Palästina.“ Mit diesen Worten begann der selige Papst Pius IX. „a perpetua memoria“ sein Apostolisches Schreiben Nulla Celebrior, mit dem er am 23. Juli 1847 nach reiflicher und langer Überlegung beschloss, das Patriarchat und die Jurisdiktion des Lateinischen Patriarchen von Jerusalem und dem Heiligen Land wiedereinzurichten („restituimus“).

Nachdem der Papst die Heiligkeit der Orte des Lebens und des Todes des Herrn und ihre Verehrung durch die Christen in Erinnerung gerufen hatte, legte er dar, dass bereits das Konzil von Nizäa (325 n. Chr.) in Kanon 7 verfügt hatte, dass der Bischof von Jerusalem und seine Kirche überall in großer Ehre gehalten werden sollten [Jerusalem wurde später auf dem Konzil von Chalkedon (451 n. Chr.) zum Sitz des Patriarchats erhoben]. Er fügt hinzu, dass der Apostolische Stuhl nach langen und schwerwiegenden historischen Ereignissen, als die europäischen Fürsten [im 11. Jahrhundert] Jerusalem befreiten und dort ein Königreich errichteten, damit begann, die Lateinischen Patriarchen zu ernennen [um sie aufgrund des Schismas von 1054 von den griechischen Patriarchen zu unterscheiden; bis zu diesem Zeitpunkt stand der griechische Patriarch in Gemeinschaft mit Rom]. Die Einrichtung des Lateinischen Patriarchats wurde dann auf dem Vierten Laterankonzil zur Zeit von Innozenz III. bestätigt (im Jahr 1215). Weitere historische Ereignisse, so schreibt der Papst weiter, hinderten die Lateinischen Patriarchen bald daran, ihr Hirtenamt im Heiligen Land auszuüben, weshalb die römischen Päpste ihre Ernennung zwar nicht unterbrachen, sie aber davon befreiten, dort ansässig zu sein. Der Papst legt jedoch dar, dass er in Anbetracht der Bedürfnisse der Religion und der pastoralen Notwendigkeiten gleich bei seiner Besteigung des Stuhls Petri den Wunsch hatte, den alten Sitz in Jerusalem wiedereinzurichten. Von den Kardinalvätern darin bestärkt und im Vertrauen auf die göttliche Gnade, beabsichtigte er, im zweiten Jahr seines Pontifikates mit der ihm eigenen Autorität das Patriarchat im Heiligen Land wieder einzurichten, das mit der Residenzpflicht für den Patriarchen verbunden sein sollte, dem er die Seelsorge für die Gläubigen und Pilger anvertraute, die bis dahin von den Franziskanern besorgt worden war, sowie alles, was die Kongregation Propaganda Fide beschließen würde [der das Gebiet damals unterstand; kurz darauf ernannte der Papst im selben Jahr Giuseppe Valerga zum neuen Lateinischen Patriarchen von Jerusalem].

Dem päpstlichen Schreiben folgte die Instruktion (10. Dezember 1847) derselben Kongregation, die in Artikel 8 von den „Rittern vom Heiligen Grab“ sprach und bestimmte, dass sie der Autorität des Lateinischen Patriarchen unterstehen, sowohl was die Verleihung von Ehren als auch die Sammlung der finanziellen Hilfen betrifft, die in die Almosenkasse zur Unterstützung des Heiligen Landes fließen sollte.

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Es ist mir eine Freude, über dieses historische Ereignis mithilfe dieser beiden Dokumente anlässlich des 175. Jahrestages ihrer Veröffentlichung zu sprechen. Sie erinnern uns an einen sehr bedeutenden Moment im Leben auch unseres Ordens. Verstand und historisches Gedächtnis ermöglichen uns nicht nur, über die Vergangenheit nachzudenken, sondern auch die Liebe neu zu beleben, die der Orden vom Heiligen Grab der Mutterkirche in Jerusalem entgegenbringt, sowie seine Fürsorge und seine moralische Verbindung mir ihr, die bis in die apostolischen Zeiten zurückreicht, als der Apostel Paulus in einer Zeit großer Katastrophen, Verfolgungen und Hungersnöte die Gemeinden in Antiochia, Griechenland, Galatien und Mazedonien aufforderte, der „Heiligen“ (das heißt der Christen) in Jerusalem zu gedenken und Kollekten zu organisieren, die der Apostel selbst später als äußerst großzügig beschrieb. Der Orden will dieser Verpflichtung auch heute noch nachkommen, indem er an die Großzügigkeit der Ritter und Damen aus aller Welt appelliert, die auf ihrer Wallfahrt ins Heilige Land einige der von ihnen unterstützten karitativen Einrichtungen besuchen können.

Die Nächstenliebe erlischt nicht, sie ist ein ewiges Feuer, das seinen Ursprung im Herzen des auferstandenen Christus hat.

Fernando Kardinal Filoni

 

(Juli 2022)

Msgr. Valerga, der Patriarch der Wiedereinrichtung

Valerga

Giuseppe Valerga, geboren am 9. April 1813 in Ligurien, war der erste Lateinische Patriarch von Jerusalem nach der Wiedereinrichtung des Patriarchates durch Pius IX. im Jahr 1847. Er war Doktor der Theologie und Professor am Kolleg der Kongregation für die Verbreitung des Glaubens (Propaganda Fide, heute Dikasterium für die Evangelisierung der Völker). Dann wurde er Sekretär des Apostolischen Delegaten für Syrien, Aleppo und Mesopotamien. Nachdem er Generalvikar für Mesopotamien geworden war, wurde er am 10. Oktober 1847 von Pius IX. persönlich im Alter von nur 34 Jahren zum Lateinischen Patriarchen von Jerusalem geweiht. Von seiner Weihe bis zu seinem Tod war er auch Großmeister des Ordens vom Heiligen Grab. Er ergriff die Initiative, die Lateinische Kon-Kathedrale, den Sitz des lateinischen Patriarchats sowie das Seminar in Beit Jala zur Ausbildung der zukünftigen Priester im Heiligen Land erbauen zu lassen. In einem missionarischen Geist nahm er aktiv am Ersten Vatikanischen Konzil teil. Er starb 1872 an Typhus und wurde unter dem St. JosephAltar in der Kon-Kathedrale beigesetzt, wo Pilger aufgrund seines Rufs der Heiligkeit beten.