Die Geschichte der Heilig-Land-Kommission

Thomas McKiernan, Vorsitzender der Heilig-Land-Kommission des Großmagisteriums des Ordens, stellt die Geschichte dieses Beratungsorgans vor

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Die Geschichte der Heilig-Land-Kommission Die Mitglieder der Heilig-Land-Kommission mit dem lateinischen Patriarchen von Jerusalem Msgr. Fouad Twal

Vor mehreren Jahren bat man mich bei einer Investitur in den USA, über die Heilig-Land-Kommission zu sprechen. Dem Statthalter zufolge kennen viele Mitglieder weder die Existenz dieser Kommission noch ihre Funktion. Ich hielt also eine Reihe von Reden, um die Rolle dieser Kommission zu erklären. Die Reaktion unserer Mitglieder war sehr positiv, da sie gespannt waren zu erfahren, wie die Projekte kontrolliert werden, die wir finanzieren.

Es gibt kein schriftliches Zeugnis über die Geschichte der Heilig-Land- Kommission, aber von Dr. Heinrich Dickmann und Dr. Christa von Siemens aus Deutschland erfuhren wir, dass sie ihren Ursprung in einer Kommission hat, die zuvor in der deutschen Statthalterei existierte. Die deutsche Kommission bestand aus Margarete Underberg, Elisabeth Verreet, Luise Werhahn sowie Michael Wirtz. Am Anfang handelte es sich also um eine persönliche Initiative der deutschen Statthalterei. 1986 trat Frau Verreet die Nachfolge von Frau Underberg als Vorsitzende der Kommission an, die sie zwanzig Jahre lang leitete. Während dieser Zeit rief sie auch den „Sozialfonds“ ins Leben, der heute als „Humanitärer Fond“ (German Humanitarian Aid Fund) bekannt ist.

Frau Verreet lud Dr. Christa von Siemens, ein Mitglied aus München ein, an den Besuchen im Heiligen Land teilzunehmen. Damals wurden sie noch von einem anderen Mitbruder, dem Statthalter für England und Wales Robert Benson begleitet. Herr Benson beschreibt seine Arbeit mit Elisabeth Verreet als einen großen persönlichen Segen. Herr Benson folgte Frau Verreet als Vorsitzender der Kommission nach.

Nach dem Tod von Frau Verreet 2006 und dem Ausscheiden von Herrn Benson einige Jahre später, wurde Frau Dr. von Siemens Vorsitzende der Kommission. In diesen Jahren waren Adolfo Rinaldi aus Italien, Constance van Wesemael aus den Niederlanden sowie Dr. Michael Whelan aus Großbritannien ebenfalls Mitglieder der Kommission.

Als Frau Dr. von Siemens ihr Mandat am Großmagisterium beendete, bat man mich, ihre Nachfolge als Vorsitzender anzutreten. Professor Bart McGettrick aus Schottland und Dr. Heinrich Dickmann aus Deutschland wurden zu Mitgliedern ernannt. Professor Bartholomew [Bart] McGettrick, Offizier des britischen Ritterordens, ist ein anerkannter Autor und Redner in puncto christliche Erziehung, und Dr. Heinrich Dickmann machte eine glänzende Karriere in der Geschäftswelt als Vorstandsvorsitzender eines großen europäischen Versicherungsunternehmens.

Ich selbst war in Oberschulen und in Unternehmen tätig. Ich war Verwalter eines katholischen Gymnasiums und gleichzeitig Mitglied des Verwaltungsrates einer Bank und Verwalter der Stiftung fremder Missionen, die sich zur Treue dem Heiligen Stuhl gegenüber verpflichteten. Unsere Erfahrungen im Bereich der Erziehung, der Geschäftswelt und der missionarischen Hilfe sowie unsere aufrichtige Freundschaft und unsere gegenseitige Achtung erlaubten uns, ein ausgeglichenes Team zu bilden.

Dr. Dickmann hat die Absicht, die deutsche Initiative „Sozialfonds“ fortzusetzen und bemüht sich, ein Gleichgewicht zwischen Solidarität und Subsidiarität mit den Christen des lateinischen Patriarchates zu finden. Das ist ein anfälliges Gleichgewicht; der Missbrauch der Solidarität kann die Christen um ihre Würde bringen und eine Atmosphäre der Abhängigkeit schaffen. Und zu wenig Solidarität verringert ihre Chance zu überleben und aus eigener Kraft aufzublühen.

Professor McGettrick bringt den Direktoren und Lehrern der Schulen des Patriarchates Konzepte für eine christliche Leitung. Wie Dr. Dickmann und ich selbst ist er der Meinung, dass die Erziehung das schönste Geschenk ist, das man jemandem machen kann, und zugleich die einzige Möglichkeit, aus der Armut herauszukommen.

Die Kommission nimmt eine beratende Rolle für den Kardinal-Großmeister wahr. Nicht wir legen die Prioritäten des Patriarchates fest, sondern der Patriarch selbst. In der neuen Situation mit den Migranten und Flüchtlingen insbesondere in Jordanien und in Tel-Aviv, ist die Kommission jedoch weitblickender und sieht über die übliche Verbesserung des Kapitals und der Bauprojekte hinaus: Sie empfiehlt, unsere Sonderfinanzierung wenigstens zeitweilig umzuleiten und der humanitären Hilfe sowie pastoralen Problemen zukommen zu lassen. Bei meinen Reden über die Heilig-Land-Kommission erklärte ich unseren Mitgliedern, dass WIR VOR ORT GEHEN, BEOBACHTEN, BERATEN und UNS INFORMIEREN. Bezüglich der Spenden unserer Mitglieder für die Projekte im Heiligen Land sind wir, die Kommission, ihre Augen, ihre Ohren und ihr Gewissen vor Ort.

Es geht hier nicht um eine endgültige Geschichte der Heilig-Land-Kommission, aber ich glaube, dass ich Ihnen eine klare und bündige Zusammenfassung ihres Ursprungs und ihrer derzeitigen Situation geben konnte.


Thomas E. McKiernan, KCSG, KGCHS
Mitglied des Großmagisteriums
Vorsitzender der Heilig-Land-Kommission


(10. Januar 2016)