Eine Gemeinschaft, die Unversehrtheit im Glauben beweist: Das Zeugnis des Pfarrers von Gaza

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Gaza padre Gabriel

Seit einigen Tagen ist der Gazastreifen Schauplatz entsetzlicher Bombardierungen, die das Leben der zwei Millionen Einwohner und der dort lebenden kleinen christlichen Gemeinde auf den Kopf stellen.

Die ohnehin schwache Wirtschaft dieses Gebiets wird durch die gezielte Zerstörung von Gebäuden, Schulen und Büros auf eine harte Probe gestellt, was Gaza in Sachen Infrastruktur um Jahrzehnte zurückwirft.

Dieses Klima der Zerstörung wirkt sich auch negativ auf den Fortschritt von Projekten vor Ort aus, die der Orden vom Heiligen Grab fördert, der im Laufe der Jahre großzügig dazu beigetragen hat, die Schulen des Lateinischen Patriarchats sowie eine aktive Arbeitspraxis und -politik zur Förderung der Beschäftigung zu unterstützen und das Haus der Rosenkranzschwestern zu renovieren.

Im gesamten Gazastreifen gibt es nur eine sehr kleine christliche Gemeinde, die aus etwa 1.200 Menschen bei mehr als zwei Millionen Einwohnern besteht. Von diesen etwas über tausend Christen sind gerade mal 10% Katholiken. Es handelt sich also um eine Präsenz, die vom Aussterben bedroht ist – bedroht auch durch den Krieg, durch die strukturellen Bedingungen und durch den aktuellen Kontext, die den Erhalt dieser Minderheit in diesem Gebiet unerträglich machen. Sie bleibt aber trotz allem lebendig dank der Unterstützung der Ordensleute vor Ort und der vielen Wohltäter außerhalb des Gazastreifens, denen es über das Lateinische Patriarchat von Jerusalem gelingt, das Leben dieser lebendigen Steine im Heiligen Land würdiger zu gestalten.

Wir haben mit dem Pfarrer der Kirche der Heiligen Familie in Gaza, Pater Gabriel Romanelli (CVI) Kontakt aufgenommen. Er gab uns sein Zeugnis und erklärte, wie sich das Leben in den letzten Tagen verändert hat.

Während unseres Gesprächs mit ihm konnten wir den Lärm der Bombardierung hören, die mehr als einmal die Verbindung unterbrach.

„Vor dem Beginn der Feindseligkeiten“, so erzählt uns Pater Gabriel, „dachten wir in Gaza, dass wir gerade dabei seien, aus der Pandemie-Notlage herauszukommen und zu einem relativ normalen Leben zurückkehren würden. Der Ausbruch des Konflikts kam dann für alle überraschend und zerstörte die bisher unternommenen Bemühungen, gerade als die Jugendlichen wieder in die Schule gehen wollten und die Freizeitaktivitäten auf Pfarrebene bereits wieder aufgenommen worden waren (die Kirche der Heiligen Familie hat zehn sehr aktive Gemeindegruppen).

In der ersten Woche nach den Bombenangriffen war es den Gläubigen aufgrund von Ausgangsbeschränkungen unmöglich, zur Kirche zu gehen. Der Priester und sein Vikar hatten jedoch Ausnahmebedingungen, um jene Mitglieder der christlichen Gemeinde zu besuchen und ihnen beizustehen, die am meisten Hilfe brauchten – vor allem ältere Menschen – indem sie ihnen Lebensmittel und Medikamente brachten. Sie besuchten auch die Rosenkranzschwestern, die die größte Schule im gesamten Gazastreifen leiten. Diese Schule war bisher nicht das Ziel von Bombenangriffen, weil die Behörden auf beiden Seiten zugesagt hatten, dass sie die christlichen Strukturen nie angreifen würden, da es sich um Orte handelt, die nichts mit Politik oder mit militärischen oder paramilitärischen Gruppen zu tun haben. Allerdings ist der gesamte Komplex schwer betroffen, in dem sich die Schule befindet, weil er von empfindlichen Orten und Zielen umgeben ist, die schweren Angriffen ausgesetzt sind. Den Ordensfrauen jedenfalls geht es gut, und sie setzen ihr unermüdliches Wirken im Gebet fort, dass die Feindseligkeiten ein Ende finden.

Im Lauf der ersten Woche des Konflikts verloren viele christliche Familien ihre Häuser, die durch die israelischen Angriffe zerstört worden waren oder Kollateralschäden erlitten hatten. Daraufhin waren sie gezwungen, bei Freunden oder Verwandten Zuflucht zu suchen, und zwar mit all den Unannehmlichkeiten, die mit den andauernden Bombardierungen und Ausgangsbeschränkungen verbunden waren. Dennoch konnten die Türen der Pfarrei nach acht Tagen wieder geöffnet werden, so dass sechs Familien aufgenommen werden konnten, die auf wunderbare Weise der Pfarrei neues Leben schenkten und dort eine Oase des Friedens gefunden haben. Das ist angesichts der Umstände ein Wunder. Was uns am meisten beeindruckt, sagt der argentinische Pater Gabriel, ist die Begeisterung der Kinder, die in diesem Zusammenhang vielleicht gerade den höchsten Preis zahlen.

Ein kleines Mädchen, das mit seiner Familie in das Gemeindegelände eingeladen worden war, gestand dem Pfarrer am Morgen eines weiteren Bombentages, dass es ihr endlich gelungen sei, nachts zu schlafen, und sie dankte dem Herrn Jesus für seinen Schutz. Dies sagte sie mit einer unermesslichen Zärtlichkeit, die Zeichen eines großen Vertrauens ist.

Wie sie beweisen auch viele andere Christen einen unversehrten Glauben. Niemand scheint in diesem dramatischen Moment zu wanken, so dass diese kleine, aber unbezwingbare christliche Gemeinschaft, zu der auch die orthodoxen Gläubigen gehören, die es gewohnt sind, katholische Gottesdienste zu besuchen, sogar für Ordensleute und für den Priester ein Vorbild sind. „Wir lernen viel von ihnen, von ihrer Kraft und ihrer Einfachheit, die dem Evangelium entspricht [...], sie lehren uns viel über den Glauben, sie beten unermüdlich.“ In all diesen Tagen unter den Bomben haben die Gläubigen nicht aufgehört zu beten und um die Kommunion zu bitten. Der Priester seinerseits hat sie nie im Stich gelassen: Er nahm Kontakt zu ihnen auf und streckte ihnen die Hand entgegen, indem er ihnen geistige, seelische und materielle Hilfe anbot.

Pater Gabriel spürt, dass er diese Unterstützung sogar von außerhalb dieser Enklave von den vielen Christen erhält, die über die ganze Welt verstreut sind und die in ihren Gebeten innig an Gaza denken, insbesondere die Damen und Ritter vom Heiligen Grab, die nie aufgehört haben, diesen leidenden Körper, der nach Hilfe schreit, in allen nur möglichen Weisen zu unterstützen.

Zum Schluss bat der Priester uns, für den Frieden und für die Gerechtigkeit, diese natürliche und unumgängliche Lebensgrundlage zu beten, sowie für die Erleuchtung der Herzen der Menschen, die, „zwar imstande sind, Krieg zu führen, aber auch imstande sind, Frieden zu schließen.“  

 

Filippo de Grazia

 

(Mai 2021)