Was bedeutet es für den Orden, ein „Zentralorgan der Kirche“ zu sein?

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Bandiere Fuori

Mit der Billigung der neuen Statuten des Ritterordens vom Heiligen Grab zu Jerusalem, die das Prinzip ausdrücklich hervorheben, dass unsere Institution ein „Zentralorgan der Kirche“ ist, entsteht die Notwendigkeit, diesen Aspekt besser zu erklären. In einem eigenen Artikel erklärt S.E. Msgr. Tommaso Caputo, Assessor des Ordens, der an der Verfassung dieser Satzung mitgewirkt hat, die Bedeutung dieses Ausdrucks sehr gut.

Ich möchte hier nur die Aspekte zusammenfassen, die sich auf das Zentralorgan der Kirche beziehen.

Das erste grundlegende Element, das einem Organ zugrunde liegt, ist die Zustimmung der Autorität, die die Einrichtung selbst gründet, so dass diese eine „Rechtspersönlichkeit“ besitzt.

Das zweite Element ist in den Zielen zu finden, die die konstituierende Autorität selbst festlegt und selbst erfüllt. Dies bedeutet, dass das Organ als gemeinnützig anerkannt wird. Aus diesem Grund wird ihr eine „öffentliche Persönlichkeit“ zuerkannt.

Das dritte Element besteht darin, dass das Organ fähig ist, Handlungen und Transaktionen durchzuführen, um die ihr gesetzten Ziele zu erreichen.

Deshalb muss die Institution einen Sitz haben, um identifiziert zu werden, sowie eine Satzung und eine Ordnung, die ihr Leben bestimmen.

Wenn wir all dies in Begriffe übersetzen, die unserer Institution angepasst sind, können wir sagen, dass unser Orden ein Zentralorgan der Kirche ist, insofern er von der höchsten Autorität der Kirche, dem Papst gegründet wurde, der ihm eine öffentliche Persönlichkeit zuerkennt mit dem Ziel, dass er dauerhaft und angemessen auf die Bedürfnisse der Kirche im Heiligen Land reagiert und in Zusammenarbeit mit dem Lateinischen Patriarchat von Jerusalem das pastorale, liturgische, schulische und soziale Leben im Land Jesu unterstützt. Daher ist der Orden fähig, die zur Erreichung dieser Ziele notwendigen materiellen Handlungen vorzunehmen. Sein Zentralsitz befindet sich in Rom, und er ist mit den Rechtsinstrumenten ausgestattet, die sein Leben regeln.

Der Apostolische Stuhl hat mit unserer besonderen Institution als spezifische Bedingung die christliche Ausbildung ihrer Mitglieder untrennbar verbunden, da der Orden seinen Namen und seine Inspiration von jenem Grab nimmt, das die Gegenwart des gestorbenen Jesu bezeugte und seine Auferstehung erlebte.

Es handelt sich also nicht um irgendeine Instanz, sondern um eine im Erlösungsgeheimnis verwurzelte Institution, die für das Heil der Völker aller Zeiten und Orte bestimmt ist. Die Kirche möchte also, dass das Heilige Land nicht nur eine heilige archäologische Stätte ist, sondern durch die Anwesenheit der ansässigen sowie der dorthin pilgernden christlichen Gemeinschaften lebendig bleibt, die ihm wirklich Leben verleihen. Es ist uns eine Ehre, uns nicht nur daran zu beteiligen, sondern auch zur Sendung Christi beizutragen, die die Kirche und der Heilige Vater uns anvertraut haben und die die Quelle dieser „edlen Einrichtung“ im Gewand der Damen und Ritter des Heiligen Grabes zu Jerusalem ist.

 


Fernando Kardinal Filoni


(Januar 2021)

Hier im Vatikan sind sie in gewisser weise zu hause

 

«Hier im Vatikan sind Sie in gewisser Weise zu Hause, insofern als Sie eine alte päpstliche Institution sind, die unter dem Schutz der Heiligen Stuhles steht»[1]. Diese liebevollen Worte, die Papst Franziskus am 16. November 2018 an die Mitglieder der Consulta des Ritterordens vom Heiligen Grab zu Jerusalem gerichtet hat, betonen seine Identität und seinen Auftrag.

Der Orden ist seinem Wesen nach ein Instrument für die dem Heiligen Stuhl eigenen Aktivitäten zur Erhaltung der Lateinischen Kirche im Heiligen Land. Diese Besonderheit, die unsere «alte päpstliche Institution»[2] immer gekennzeichnet hat, ist nunmehr in den von Papst Franziskus am 11. Mai 2020 gebilligten Statuten mit dem spezifischen Begriff «Zentralorgan der Kirche»[3] genau angegeben. Damit wird der konstitutive Beitrag des Ordens zum Dienst des Heiligen Stuhls bei der Leitung der Weltkirche hervorgehoben.

In der Tat hat sich der Orden seit jeher «direkt an der Sorge des Heiligen Stuhls um die Heiligen Stätten beteiligt und nimmt sich der katholischen Einrichtungen an, die dort als Ausdruck des Leibes Christi wirken, der in der lebendigen Wirklichkeit gegenwärtig ist: den Familien, den Kindern, den Jugendlichen in den Schulen, den Pilgern, den Werken der Nächstenliebe und den Gotteshäusern. Es ist also leicht zu verstehen, warum der Heilige Vater ausdrücklich darlegen wollte, dass der Orden ein Zentralorgan der katholischen Kirche ist, dass er in der kanonischen Ordnung eine öffentliche Rechtspersönlichkeit besitzt und dass er eine Rechtseinheit des Vatikans ist.“[4] Aufgrund der Ziele des Ordens wird also der kirchliche und pastorale Charakter dieser ausdrücklichen Benennung in den Statuten zu Recht hervorgehoben.

In der Apostolischen Konstitution Pastor Bonus erinnert uns der heilige Johannes Paul II. an folgendes: «Die Tätigkeit aller, die bei der Römischen Kurie und bei den übrigen Einrichtungen des Heiligen Stuhls arbeiten, ist ein wirklich kirchlicher Dienst, der mit pastoralem Charakter ausgezeichnet ist, insofern er Teilhabe an der universalen Sendung des Papstes ist.»[5].

Im Übrigen stellte der heilige Paul VI. bereits fest: «Denn wie könnte der schon so viel beschäftigte Papst allein, ohne die Hilfe anderer Menschen [...] die mit der Sorge für alle Kirchen verbundenen Aufgaben [...] in Ausübung der höchsten Gewalt erfolgreich durchführen, die ihm ‚gemäß der Einsetzung durch Christus selbst ... in der weltweiten Kirche zukommt‘?»[6].

In diesem Zusammenhang kann der Charakter des Auftrags des Ritterordens vom Heiligen Grab zu Jerusalem in der Kirche und in der Welt noch besser verstanden werden. Um diesen Punkt zu beleuchten, können wir noch einmal die Ansprache des Heiligen Vaters Franziskus an die Mitglieder der Consulta vom 16. November 2018 zitieren: «Seit der letzten Consulta im Jahr 2013 ist die Zahl der Mitglieder des Ordens angewachsen und seine geographische Ausdehnung hat zugenommen durch die Schaffung neuer Niederlassungen an der Peripherie, durch die materielle Unterstützung, die Sie den Kirchen im Heiligen Land geschickt haben und durch die Pilgerfahrten, die Ihre Mitglieder unternommen haben. Ich danke Ihnen für Ihre Unterstützung der pastoral und kulturell nutzbringenden Programme […]. Was dann Ihren Auftrag in der Welt angeht, so dürfen Sie nicht vergessen, dass Sie keine philanthropische Hilfsorganisation zur Verbesserung der materiellen und sozialen Lage Ihrer Zielgruppen sind. Sie sind berufen, die im Evangelium grundgelegte Nächstenliebe in den Mittelpunkt zu stellen und sie zum letztendlichen Ziel Ihres Wirkens zu machen, um damit Gottes Güte und Sorge für alle Menschen zu bezeugen. Die Aufnahme von Bischöfen, Priestern und Diakonen in Ihren Orden [bringt die Pflicht mit sich,] im pastoralen Dienst diejenigen zu unterstützten, die eine verantwortliche Rolle übernehmen, indem Sie Anlässe zu gemeinschaftlichem liturgischem Gebet auf allen Ebenen und immer wieder Angebote zu geistlicher Unterweisung und Katechese organisieren, damit die ständige Fortbildung und das Wachstum aller Elemente des Ordens sichergestellt sind.»[7].

Die Präsenz des Ritterordens vom Heiligen Grab zu Jerusalem auf allen Kontinenten unterstreicht seine internationale und katholische Dimension. Dank des geistlichen, ethischen und karitativen Beitrags eines jeden Ritters und einer jeden Dame ist diese alte päpstliche Institution verpflichtet, den Erwartungen der katholischen Kirche dem Heiligen Land gegenüber gerecht zu werden, in voller Zustimmung zu dem Auftrag, den Papst Franziskus ihr kürzlich mit der Billigung der Statuten bestätigt hat[8].

 

 

+ Tommaso Caputo
Assessor

 

 

 

[1] Papst Franziskus, Auszug aus der Ansprache an die Mitglieder der Consulta des Ritterordens vom Heiligen Grab zu Jerusalem, 16. November 2018.

[2] Ebenda

[3] Art.2§1: Der Orden besitzt in der kanonischen Ordnung eine öffentliche Rechtspersönlichkeit […] und ist eine Rechtseinheit des Vatikans […]. Aufgrund seiner Aktivität wirkt der Orden als Zentralorgan der katholischen Kirche […]. Die Kategorie der Zentralorgane der Kirche, die ein Ergebnis der Lateranverträge sind, bezeichnet nicht nur die Einrichtungen, aus denen der Heilige Stuhl im weiten Sinn des Wortes oder die römische Kurie besteht (Can. 360-361 C.I.C.), sondern auch eine Reihe von anderen Organen, die auf konstitutioneller oder instrumenteller Ebene zum Dienst des Heiligen Stuhls bei seiner Leitung der Weltkirche beitragen. Der Ritterorden vom Heiligen Grab zu Jerusalem greift seinerseits instrumentell in den Ablauf der Aktivitäten ein, die dem Heiligen Stuhl eigen sind, und trägt zu den Regierungsfunktionen der weltweiten Kirche in der Aufrechterhaltung der Lateinischen Kirche im Heiligen Land bei. Der Orden ist (in dem Sinne, dass er es schon immer war) ein Zentralorgan der Kirche. Es handelt sich also nicht um etwas Neues, sondern um die ausdrückliche Benennung eines bereits bestehenden Zustandes.

[4] Kardinal Fernando Filoni, Vorwort zu den von Papst Franziskus am 11. Mai 2020 gebilligten Statuten.

[5] Apostolische Konstitution Pastor Bonus, des heiligen Papstes Johannes Paul II., 28. Juni 1988, Nr. 33.

[6] Einführung zur Apostolischen Konstitution Regimini Ecclesiae Universae vom 15. August 1967.

[7] Papst Franziskus, Auszug aus der Ansprache an die Mitglieder der Consulta, 16. November 2018.

[8] Vgl. Kardinal Fernando Filoni, Vorwort zu den von Papst Franziskus am 11. Mai 2020 gebilligten Statuten.