Über die problematischen Situationen einiger Mitglieder des Ordens

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Angolo del cardinale giugno_2021

Von Zeit zu Zeit erhalte ich Briefe, in denen sich die Absender über Situationen beklagen, die nicht mit der Lehre der Kirche im Bereich der Moral übereinstimmen, was die eheliche Situation von geschiedenen und wiederverheirateten Rittern und Damen betrifft. Andere prangern auch die Tatsache an, dass einige unserer Mitglieder Instanzen und Orden angehören, die vom Heiligen Stuhl nicht anerkannt sind oder sogar im Widerspruch zu ihm stehen. Ich werde ein anderes Mal darüber sprechen. In Bezug auf das oben angesprochene Thema wissen wir alle, wie unsere Satzung genau darlegt, dass von den Mitgliedern unseres Ordens Selbstdisziplin, Glaubenszeugnis, Eifer für das Gute und eine besondere Verpflichtung für das Heilige Land verlangt werden (siehe Art. 4 über „Verpflichtungen“).

Art. 34 legt insbesondere in Bezug auf die Kandidaturen für die Aufnahme in den Orden fest, dass die Kandidaten „Katholiken mit vorbildlichem Glauben und diesen wiederspiegelnden moralischem Verhalten“ sein müssen. Sie müssen außerdem den „Verpflichtungen“ nachkommen, die von Art. 36 vorgesehen werden, insbesondere bezüglich jedes Verhaltens, das einen schwerwiegenden öffentlichen Verstoß gegen das göttliche oder kirchliche Recht darstellen kann (§ 5). Es ist klar, dass es nicht um ein perfektes, idealistisches Leben, sondern um das wirkliche Leben von Menschen geht.

Papst Franziskus schrieb, dass die Ansprüche des Glaubens und auch die Lehre der Kirche nicht immer leicht verständlich sind und nicht die uneingeschränkte Würdigung aller erfährt. Er fügt hinzu: „Der Glaube behält immer einen Aspekt des Kreuzes, eine gewisse Unverständlichkeit, die jedoch die Festigkeit der inneren Zustimmung nicht beeinträchtigt“ (Evangelii Gaudium 42). Bezüglich des Ehelebens wissen wir, dass dort, wo der Blick nicht auf Jesus gerichtet wird, auch die Berufung zur Ehe und die eheliche Liebe fehlen. Papst Franziskus sagt: „Die Geschichte einer Familie ist durchfurcht von Krisen aller Art“ (Amoris Laetitia 232), wobei wir nicht vergessen dürfen, wie Papst Johannes Paul der II. schrieb, dass auch Brüche und manchmal Trennungen, „als ein äußerstes Mittel angesehen werden, nachdem jeder andere vernünftige Versuch sich als vergeblich erwiesen hat“ (Familiaris Consortio 83).

Solche Situationen gibt es auch in unserem Orden. Doch der Orden steht denen nicht gleichgültig gegenüber, die Opfer sind oder sich in Situationen ehelicher Trennung befinden. Die Prioren müssen den Geist der Unterscheidung und Sinn für Seelsorge an den Tag legen, und die Glaubensbrüder müssen Verständnis zeigen und die Leidenden mit ihrem Gebet und ihrer Nähe unterstützen. Darüber hinaus ist die Teilnahme am Ordensleben sicherlich eine seelische Hilfe, vor allem, wenn es in einem solchen Fall zu einer Schwächung des Glaubens und des Zeugnisses kommen kann. Dennoch ist die Ehescheidung ein Übel (vgl. Amoris Laetitia 246) und mit einer neuen Eheschließung schließt man sich tendenziell von der vollen Teilnahme am sakramentalen Leben, nicht aber vom christlichen Glauben aus. In diesen beiden Fällen sind insbesondere diejenigen eingeladen, die innerhalb des Ordens Verantwortung übernehmen – dies sage ich mit Betrübnis – auf ihre Aufgabe zu verzichten, ohne jedoch den Zweck ihrer Mitgliedschaft im Orden aufzugeben. In Wahrheit ist der Orden keine rein ehrenvolle Einrichtung, sondern ein Weg, um die Treue zu Christus und zur Kirche zu bezeugen und dabei ein besonderes Augenmerk auf das Land Jesu zu richten, in dem wir die Mutterkirche in Jerusalem unterstützen.

In diesem Sinne hat es grundlegende Bedeutung, Mitglieder zu erwählen, die ein moralisch unbescholtenes und hochstehendes Leben und einem großzügigen Engagement führen. Diese Wahl stellt eine heikle Etappe im Beitrittsverfahren dar, sowie bei der Bewertung derjenigen, die verantwortungsvolle Ämter übernehmen. Auf moralischem Gebiet ist es jedoch auch wichtig, Klatsch, Neid, Eifersucht und Verruf zu vermeiden und gleichzeitig eine echte Bereitschaft zum Dienst seitens derjenigen zu zeigen, die im Leben des Ordens Verantwortung tragen (Statthalter, Vorsitzende, Delegierte usw.). Schauen wir unablässig auf Christus, der nicht gekommen ist, um bedient zu werden, sondern um zu dienen, und der uns alle aufruft, ihm vollkommen zu vertrauen.

 

Fernando Kardinal Filoni

 

(Juni 2021)