„Wir stehen im Dienst des Geheimnisses des Leidens, des Todes und der Auferstehung des Herrn und des Geheimnisses seiner Kirche“

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Gran Magistero Aprile 2021

Die Mitglieder des Ordens vom Heiligen Grab möchten besser über die neue Ausrichtung informiert werden, die unsere päpstliche Institution unter dem Impuls von Kardinal Fernando Filoni annimmt, der vor etwas mehr als einem Jahr von Papst Franziskus zum Großmeister ernannt wurde. Um dieser Erwartung zu entsprechen, veröffentlichen wir hier die wesentlichen Punkte, die der Großmeister in seiner abschließenden Ansprache bei der jüngsten Frühjahrssitzung des Großmagisteriums am 15. April kurz erwähnt hat.

 

Liebe Freunde, Ihre Exzellenzen, Mitglieder des Ordens vom Heiligen Grab zu Jerusalem,

Ich möchte Ihnen für den Dienst danken, den Sie ehrenvoll und sehr großzügig für unseren Orden und in Wirklichkeit vor allem für die Kirche und den Glauben an den auferstandenen Christus leisten. Die tiefste und bedeutsamste Würdigung bekommen wir aus dem Evangelium, in dem der Herr seine Jünger auffordert, in Demut und ohne Anmaßung zu dienen, und ihnen das kurze Gleichnis vom treuen Knecht erzählt (Lk 17,7-10), das mit dem Satz endet: „Wir sind unnütze Knechte; wir haben nur unsere Schuldigkeit getan.“ In dieser Haltung liegt eine innere Freiheit und die Dankbarkeit dafür, dass man die Befriedigung hatte, im Weinberg des Herrn zu arbeiten: So können wir den höchsten Lohn erhalten, und zwar im „Dienst des Herrn“ zu stehen. Wir stehen im Dienst des Geheimnisses des Leidens, des Todes und der Auferstehung des Herrn und des Geheimnisses seiner Kirche, sei es durch Formen der Zusammenarbeit, die in unseren Ortskirchen möglich sind, oder durch unseren besonderen Beitrag, den wir der Kirche im Land Jesu leisten.

Ich habe die unterschiedlichen Beziehungen und die eindrückliche Lebendigkeit Ihrer Statthaltereien und der Regionen der Vize-Gouverneure entdeckt. Wir müssen mit dem gleichen Engagement weitermachen und immer neue Wege finden, um die Teilnahme unserer Damen und Ritter am Leben des Ordens zu fördern.

Unter diesem Gesichtspunkt bemühen wir uns auch mit dem Vorsitz und dem Großmagisterium, unseren Beitrag zu leisten. Ich möchte hier an einige der bedeutendsten Initiativen erinnern:

- Die großzügige Antwort auf die letztjährige Sonderkollekte zur Unterstützung des Heiligen Landes in der COVID-Krise. Sie hat unsere Erwartungen übertroffen. Nochmals vielen Dank an alle.

- Die Billigung der Satzung durch den Heiligen Stuhl: Ihre Vorbereitung war langwierig und erforderte eine Beteiligung auf verschiedenen Ebenen. Die Kommission hat gut gearbeitet und einen Text erreicht, der mir effizient und modern erscheint. Unser Orden ist insofern ein zentrales Organ der Kirche, als er von der höchsten Autorität der Kirche – dem Papst, der ihm die öffentliche Persönlichkeit zuspricht – mit dem Ziel eingerichtet wurde, in Zusammenarbeit mit dem Lateinischen Patriarchat von Jerusalem dauerhaft und angemessen auf die Bedürfnisse der Kirche im Heiligen Land einzugehen. Um diesen Zweck zu erfüllen, ist er in der Lage, die notwendigen materiellen Operationen durchzuführen und seine Ziele zu erreichen. Der Text der Satzung wurde bereits an alle Statthaltereien gesandt und auch bereits übersetzt. Es ist wichtig, dass alle die Satzung kennen.

- Die Veröffentlichung eines Textes über die Spiritualität aus biblischer und ekklesiologischer Sicht. Seit Beginn meines Dienstes im Orden wurde ich immer wieder gefragt, ob unser Orden eine eigene Spiritualität habe. Dies veranlasste mich, diesen Text zu verfassen, der in unseren verschiedenen Sprachen veröffentlicht wurde. Er ist nicht sehr lange, wie ein brauchbares Instrument es sein muss, aber einschlägig genug, um den spirituellen Bedürfnissen des Ordens zu entsprechen. Ich glaube, dass dieser Text nicht nur für unsere Ritter und Damen, sondern auch für die Ausbildung neuer Kandidatinnen und Kandidaten nützlich ist. Er sollte uns auch helfen, neue junge sowie weniger junge Mitglieder zu finden, und allen die Gelegenheit geben, über die große Ehre und Aufgabe nachzudenken, die unserem Orden zukommt. Alle Prioren sowie die Bischöfe, wo immer der Orden vertreten ist, sollen ein Exemplar davon haben.

- Mit der Überarbeitung des liturgischen Rituals wird den Feiern die gebührende Aufmerksamkeit entgegengebracht. Der Text formuliert die grundlegenden Kriterien für den Lobpreis Gottes und für die Betonung der Schönheit der Liturgie, die die Vigil, die Investitur und die Übernahme verschiedener verantwortungsvoller Aufgaben betrifft. Diese Momente sind niemals gewöhnlich oder nur verwaltungstechnische Akte. Sie schließen einen wirklichen und tiefgreifenden Dienst an Gott, an der Kirche und an unserem Orden mit ein. Man sollte von den vorgezeichneten Linien nicht abweichen, wenngleich den Statthaltereien eine gewisse Autonomie bei eventuellen Besonderheiten gelassen wird, die ihnen eigen sind. Wir werden Ihnen den Text in den nächsten Tagen auf Italienisch zusenden und Sie bitten, ihn zu übersetzen.

- Ich wollte den Ordensleuten dauerhafte Aufmerksamkeit schenken und dabei die Besonderheit ihrer Berufung und des Beitrags berücksichtigen, den sie insbesondere für das Heilige Land und für unseren Orden leisten. Der Orden bleibt grundsätzlich „säkular“. Doch wie der Heilige Vater sagte, geschieht die Einbindung von Bischöfen, Priestern und Ordensleuten entweder durch den pastoralen Dienst, den sie leisten, oder durch die Integration derer, die ihren Beitrag zum Leben der Kirche im Heiligen Land und zum Orden selbst großzügig anbieten. Den Text werden wir Ihnen in den nächsten Tagen, nach Abschluss der letzten, noch laufenden Überprüfung zusenden.

- Die jungen Menschen stellen einen wichtigen Teil unseres Ordens dar, dem unsere Aufmerksamkeit gelten muss, und zwar erst recht nach einer Bischofssynode, die die ganze Kirche zum Nachdenken und zur Arbeit aufrief. Es gibt bereits eindrückliche Erfahrungen, die nachgeahmt werden können. Die jungen Menschen sind zumindest bis zu ihrer formellen Aufnahme keine Mitglieder des Ordens, doch wie in einer Familie bereiten sie sich vor und tragen entsprechend ihrem Alter und ihren Fähigkeiten im Hinblick auf ihren Eintritt in den Orden dazu bei, wenn sie dies wünschen. Nachdem ihre allgemeinen Beobachtungen umgesetzt wurden, könnten Hinweise formuliert werden. Jede Statthalterei könnte eine Zeit des Experimentierens und die Möglichkeit vorsehen, mit anderen Statthaltereien zusammenzuarbeiten, wobei sie gebeten werden, gefasste Beschlüsse dann dem Großmagisterium zuzusenden.

- Die Bestimmungen sind eine der nächsten Verpflichtungen, an denen wir arbeiten. Das braucht Zeit und Vertiefung. Die Satzung verlangt, dass Bestimmungen existieren, die zum geordneten Leben des Ordens beitragen. Ich erhoffe mir den Beitrag aller.

 

Mit diesen kurzen Informationen wollte ich Ihnen alle laufenden Aktionen mitteilen. Und schließlich möchte ich an dieser Stelle hervorheben, dass der Heilige Vater die Kongregation für die Heiligsprechungen ermächtigt hat, das Dekret über den heroischen Tugendgrad des Dieners Gottes Enrique Ernesto Shaw zu promulgieren. Er war ein gläubiger argentinischer Laie und Ritter vom Heiligen Grab zu Jerusalem (darauf kommen wir auf anderer Stelle zurück). Das ist eine großartige Nachricht, über die wir uns sehr freuen.

 

 

Fernando Kardinal Filoni

 

(Mai 2021)